Haltung:
Wellensittiche
sind Schwarmtiere. Eine Einzelhaltung ist für diese Tiere Quälerei, welche
zu einer seelischen und auch teilweise körperlichen Verkümmerung führt. Ein
Spiegel oder ein Plastikvogel kann den Partner unter keinen Umständen ersetzen. Je mehr
Wellensittiche in einer Gruppe leben, desto wohler fühlen sie sich. Und wer
nun denkt, die Wellensittiche werden nicht mehr zahm, weil sie nicht allein
sind, der irrt sich gründlich. Ein Wellensittich entscheidet für sich, ob er
Vertrauen zum Menschen aufbaut. Manche meiden diesen Kontakt ein Leben lang,
auch wenn sie in Einzelhaft leben müssen. Andere gehen sofort auf den
Menschen zu, weil sie von Natur aus neugierig sind. Ein Einzelsittich, der
sich dauerhaft dem Menschen anpasst, sieht in ihm den Ersatzpartner. Und da
sollte man ehrlich zu sich sein und die Frage stellen: Spreche ich die
Sprache meines Sittichs? Kann ich mit ihm schnäbeln und durch die Luft rasen?
Kann ich ihn mit Körnern füttern und die juckenden neuen Federn öffnen?

Kann
ein Plastikvogel oder ein Spiegel den Partner ersetzen? Gerade da ist dann mal
die Gegenfrage: Welcher Mensch möchte sich denn dauerhaft mit einer
Plastikpuppe vergnügen oder vor dem Spiegel stehen und Selbstgespräche führen?

Ein
Wellensittich benötigt also mindestens einen Partner und Möglichkeiten zum
Fliegen. Am besten ist es, wenn der Käfig oder die Voliere dauerhaft geöffnet
ist. so dass der Sittich sich selbst überlegen kann, ob er drinnen oder draußen
sein möchte. Nur Vorsicht: Die Fenster sollten dabei stets geschlossen sein!
Ein Wellensittich kann schneller entwischen, als man denkt. Alternativ gibt es
natürlich auch die Möglichkeit einer großen Innen- oder Außenvoliere oder
ein eigenes Vogelzimmer.
Partnerwahl:
Bei
der Partnerwahl sei noch kurz angemerkt, dass es ratsam ist, immer ein
ausgewogenes Verhältnis von Hähnen und Hennen zu schaffen, oder aber mehr Hähne
zu nehmen. Ein Überschuss an Hennen führt oftmals zu Streit und kann auch
schnell in Beißereien enden.
Sollte
man über verschiedene Arten von Vögeln nachdenken, so sollten trotzdem von
jeder Sorte mindestens 2 Vögel gehalten werden. Dazu sind meist getrennte Käfige
notwendig. Eine weiter Faustregel ist, niemals einen Krummschnabel
(Papageien…) zu einem Spitzschnabel ( Kanarienvogel…) zu setzen. Bei
verschiedenen Größen der Arten sollte man sich vorher ausgiebig informieren,
ob sich die einzelnen Arten miteinander vertragen. Es kann sonst schnell
passieren, dass der große Vogel den Kleinen so zusetzt, dass er an seinen
Verletzungen stirbt.
Der
Käfig / die Innenvoliere:
Zunächst
einmal: je größer, desto besser!
Der
Käfig sollte mindestens 50 cm tief, 60 cm hoch und 80 cm lang sein, so dass
der Sittich auch mal ein paar Flügelschläge machen kann, wenn er eingesperrt
ist. Der Käfig sollte niemals höher als breit sein und das „Dach“ ist
als ebene Fläche ein idealer Sitzplatz. Dazu sollten die Gitterstäbe (Abstand ca. 1,2cm) waagerecht
verlaufen, damit der Vogel gut im und am Käfig klettern kann. Die Stangen
kann man aus Ästen von Obstbäumen basteln oder aber die Naturstangen aus der
Zoohandlung nehmen. Bitte keine Plastikstangen oder gar mit Sandpapier
umwickelte Stangen nehmen, davon bekommen die Vögel wunde Füße. Eine
Schaukel pro Vogel an der höchsten Stelle im Käfig ist immer ein
willkommener Schlafplatz. Die Näpfe sind gut zu reinigen (besonders geeignet
sind Näpfe aus Edelstahl) und das Wasser ist in einem entsprechenden Napf
oder Spender täglich frisch anzubieten. Die Einstreu kann aus Sand oder
Buchenholzgranulat bestehen, ebenso geht auch Kleintiereinstreu (gepresste
Holzspäne). Am sinnvollsten ist aber Sand, da sich bereits kleine Gritsteine
darin befinden, die der Sittich zur Verdauung seiner Nahrung benötigt. Dazu
wird dann noch ein Gritstein und eine Sepiaschale angeboten, die der Aufnahme
von Mineralien bzw. dem Wetzen des Schnabels dient.
Als
Faustregel gilt, pro Paar Wellensittiche ist mindestens 0,5 m² Grundfläche
anzurechnen. Haben die Vögel den ganzen Tag Freiflug, kann der Käfig
sicherlich geringfügig kleiner sein, aber 0,4 m² sollten auch hier nicht
unterschritten werden.
Rundkäfige
sind komplett ungeeignet, da der Vogel dann keine Orientierung hat und auch
keine Ecke zum Rückzug findet.
Die
Höhe des Käfigs im Raum ist ein entscheidender Faktor für den
Wellensittich, um sich wohl zu fühlen. Tischhöhe ist das Minimum, aber
eigentlich noch nicht hoch genug. Ein Käfig sollte in Augenhöhe , also ca.
auf 1,5 m Höhe hängen. Der Wellensittich fühlt sich so sicher, da sein Heim
die Möglichkeit zum Rückzug bietet, ohne dass er ständig darauf achten
muss, angegriffen zu werden.
Die
Außenvoliere:
Die
Außenvoliere sollte aus 2 Bereichen bestehen: dem Schutzraum und dem
Flugraum. Dabei ist zu beachten, dass beide Räume möglichst hell und ohne
Zugluft sind. Allzu windige Ecken im Garten eignen sich nicht, ohne
entsprechende Schutzmaßnahmen vorzunehmen.
Im
Schutzraum haben die Wellensittiche die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und
verbringen dort in der Regel auch die Nachtruhe. Dazu empfiehlt es sich,
Futter und Wasser dort anzubieten, zum einen, um Insekten und Kleingetier
davon fern zu halten, zum anderen lernen die Wellis, zum Futtern nach Innen zu
gehen und richten sich dann dort auch zum Schlafen ein. Der Boden und die Wände
sind möglichst so zu gestalten, dass man sie leicht reinigen kann. Hier
funktionieren Fliesen oder Holz sehr gut. Als Einstreu eignet sich Sand,
Nagereinstreu, Buchenholzgranulat oder auch Hanfstroh.
Der
Flugraum sollte möglichst lang (eine Flugbahn von ca. 5 m wäre toll) und überdacht
sein. Der Volierendraht (Maschengrößen 1,2 cm) ist so zu befestigen, dass an
eventuellen Kanten keine Verletzungen entstehen können. Die Überdachung
dient vor allem dazu, Ungeziefer und Dreck (Vogelkot) von oben abzuhalten, da
dadurch oftmals Krankheiten übertragen werden. In den Boden hinein sollte eine
30 cm tiefe Schürze gesetzt werden, damit sich Ratten, Mäuse, Marder und ähnliche
Tiere nicht durchgraben können. Dazu ist ein Schutz aus Drahtgeflecht im Boden oder
aber eine betonierte oder gepflasterte Sohle notwendig. Als Einstreu
im Außenbereich dient Kies oder Sand, bei guter Reinigung geht auch
Buchenholzgranulat. Rasen funktioniert theoretisch auch, durch die Überdachung
bekommt er aber zu wenig Regen und geht relativ schnell ein. Den Rest besorgen
dann die lieben Wellensittiche.

Zum
Betreten der Voliere empfiehlt es sich, eine Schleuse zu bauen. Die kann
gleichzeitig gut als Lager genutzt werden, wenn es als Zugang zum Innenraum
dient.
Die Einrichtung ist letztendlich wie beim Käfig: Sitzstangen aus Naturästen,
Schaukeln, Seile, Sepiaschale und Mineralstein. Der Fantasie bei der
Einrichtung ist keine Grenze gesetzt, Hauptsache sie ist verletzungssicher und
ungiftig.
Vermehrung:
Wellensittiche
sind Höhlenbrüter. Das bedeutet, dass sie zum Brüten einen Nistkasten benötigen.
In der Natur brüten sie in ausgehöhlten alten Bäumen. Je höher der
Nistkasten hängt, desto lieber wird er genutzt. Schließlich bietet das
Sicherheit für den Nachwuchs und die brütende Henne.

Legt
die Henne Eier, so sind es in der Regel 4-6 Stück (ich hatte auch schon 8),
jeweils im Abstand von 2 Tagen. Jedes Ei muss 18 Tage ausgebrütet werden, so
dass im Abstand von 2 Tagen ein Junges schlüpft. Ob ein Ei befruchtet ist,
kann man mit einem guten Blick an der Farbe der Schale erkennen. Hält man das
Ei gegen das Licht, sind nach einigen Tagen kleine Äderchen sichtbar, das Ei
bleibt ziemlich weiß. Ein nicht befruchtetes Ei färbt sich im Laufe der
Brutzeit dunkler und die Henne rollt es meist beiseite.
Generell
sitzt nur die Henne im Nistkasten, das Männchen ist für die
Nahrungsbeschaffung zuständig. Lediglich zur Absonderung des Kots und einer
kurzen Pause zur Bewegung verlässt die Henne die Kiste, meist aber nicht mehr
als 1-2 Minuten.
Die
Küken verlassen die Kiste mit 4 - 5 Wochen, um erste Flugübungen zu machen.
Oftmals hört man bereits vorher die Flügelschläge (Klingt wie ein
Propeller) im Nistkasten. Die ersten Tage wird die Kiste jedoch nur kurz
verlassen, die Nähe der Mutter wird immer wieder gesucht und die Nacht wird
im Nistkasten verbracht. Ist das Küken sicherer, so schläft es außerhalb
und geht zum Vater, um das Futter zu erbetteln. Der Nistkasten wird mehr und
mehr uninteressant. Die Kleinen werden nun schnell selbständig und
integrieren sich in den Schwarm.
Wichtig
ist hier zu erwähnen, dass für die Züchtung von Wellensittichen (und
Papageien im Allgemeinen) in Deutschland eine Zuchterlaubnis notwendig ist.
Diese kann beim zuständigen Veterinäramt beantragt und abgenommen werden.
Ohne
diese Genehmigung ist der Erwerb von Fußringen nicht möglich. Die Beringung
der Sittiche ist vorgeschrieben und dient der Erkennung der Herkunft, falls
ansteckende Krankheiten ausbrechen.
Eine
Zucht ohne Genehmigung kann sicherlich unentdeckt bleiben, jedoch behandeln
viele Tierärzte die Vögel dann nicht. Wird dies dem Veterinäramt gemeldet
(dazu ist ein Tierarzt normalerweise verpflichtet), so kann es für den
jeweiligen Halter teuer werden. Die Strafe für eine ungenehmigte Zucht liegt
bei ca. 2000 €. Manche Ämter sprechen für eine einzelne ungewollte Zucht
eine Sondergenehmigung aus. Die Anforderungen sind beim jeweils zuständigen
Amtstierarzt zu erfragen.
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